60 Jahre Apothekerkammer

60 Jahre Apothekerkammer Berlin. „Ist das ein echtes Jubiläum? 50 Jahre wurden doch schon ausgiebig gefeiert. Nun schon wieder? Und das mitten in der Multikrise?“- Diese und viele andere Fragen könnten auftauchen, wenn man die Überschrift dieses Artikels liest. In der Umfrage zum Jahreswechsel hatte ein Kammermitglied in einem freien Feld sogar eingetragen: „60 Jahre – und wenig Grund zur Freude!“

Aber wäre das tatsächlich eine richtige Überschrift zum 60. Geburtstag der Kammer am 23. April 2023? Die Knappheit bestimmter Arzneimittel, der Personalmangel in öffentlichen Apotheken bei gleichzeitig sehr hohem zeitlichem Aufwand beim Management von Lieferengpässen, steigende Kosten durch Inflation und Energiekrise und dann noch gesetzgeberische Vorhaben wie z. B. Arzneimittel-Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetz (ALBVVG), die nach aktuellem Stand (Referentenentwurf) die Bedarfe der Apotheker:innenschaft in den öffentlichen Apotheken nicht wirklich berücksichtigen. – Dies alles sind Gründe, warum der Berufsstand vollkommen zurecht sorgenvoll in die Zukunft blickt

Aber ist so ein Geburtstag nicht auch Gelegenheit, bei allen Sorgen auch auf das zu sehen, was gut und richtig ist, was man erreicht hat und auszublicken auf das, was man noch erreichen will?

Wenn wir es uns nicht nehmen lassen, die Kammer als nicht hinwegzudenkende und heute wie vor 60 Jahren wichtige Institution in der Landschaft der Berliner Heilberufekammern, als Ausdruck einer vitalen Selbstverwaltung zu betrachten, können wir dieses Jubiläum vielleicht als Motivation nehmen, die kommenden Herausforderungen anzunehmen. Denn seit mittlerweile 60 Jahren unterstützt die Kammer ihre Mitglieder bei der Ausübung ihres freien Berufes: Wir bieten zeitgemäße Fort- und Weiterbildungsangebote nicht nur zu Grundlagenthemen, sondern auch immer topaktuell und auf einem qualitativ sehr hochwertigen Niveau. Anders als in vielen anderen Kammern werden diese sogar weitgehend kostenfrei für Mitglieder angeboten. Kammermitglieder erhalten bei fachlichen Fragen – von der Rechtsauskunft bis hin zu pharmazeutischen Fachfragen – schnell und serviceorientiert eine verlässliche Auskunft. Wir informieren Sie topaktuell und fachlich versiert zu aktuellen Themen. Bei der Ausbildung des Nachwuchses erhält die Kammer Berlin regelmäßig „Bestnoten“ – nicht nur von den Pharmazeut:innen im Praktikum, sondern auch von deren Arbeitgeber:innen. Auch die Versorgung der Apotheker:innen in Berlin schneidet im Bundesvergleich hervorragend ab. Und selbstverständlich setzt man sich – wenn auch manchmal aus der vorstehenden Notwendigkeit heraus „leise“, aber nicht weniger mit Nachdruck und Durchhaltewillen auch bei den Ansprechpartner:innen auf Landesebene dafür ein, dass weitere Verschlechterungen und Belastungen verhindert und die eine oder andere Erleichterung erreicht werden kann.

Als Körperschaft des öffentlichen Rechts sind der Kammer bei politischen Positionierungen und lautstarken Forderungen bei der Vertretung der Interessen der Mitglieder in der Öffentlichkeit oft Grenzen gesetzt. Auch werden die meisten gesetzlichen Rahmen für das pharmazeutische Handeln auf Bundesebene gesetzt. Die Kammer Berlin hat hier keine bzw. keine unmittelbaren Einwirkungsmöglichkeiten. Aber auch dies ist kein Hindernis für ein Engagement: Auch auf der Bundesebene ermuntern die Vertreter:innen der Kammer Berlin die berufsständischen Organisationen unermüdlich, die Interessen der Kammermitglieder noch deutlicher zu vertreten, unterstützen mit konkreten Vorschlägen und nicht zuletzt mit finanziellen Mitteln die Arbeit der Bundesorganisationen.

Eine Eigenschaft zeichnet die Selbstverwaltung aus: Einen Berufsstand, der nach dem Motto agiert „Wenn es gut werden muss, mache ich es selbst.“. Das heißt, dass die Apothekerkammer Berlin nur so gut war, ist und werden wird, wie ihre Mitglieder und deren Engagement. Wenn es also auch in Zukunft in Streitfällen fair unter Berücksichtigung der Besonderheiten des Berufsstandes geschlichtet, vor Verwaltungsgerichten auch immer die Besonderheiten des Heilberuf eingebracht, Prüfungen, Fort- und Weiterbildungen an den tatsächlichen Bedarfen der Praktiker:innen ausgerichtet, es starke und engagierte standespolitische Interessenvertreter:innen in Delegiertenversammlung, Vorstand und Präsidium geben soll und die Kammer mehr sein soll als eine Verwaltungseinheit, dann kommt es auf Sie an. Jedes einzelne Kammermitglied ist wichtig. Natürlich gibt es auch die Option, die finanziellen und personellen Ressourcen im Hauptamt weiter aufzubauen, wenn man schlichtweg keine Zeit findet, sich einzubringen. Aber mindestens genauso wünschenswert ist ein echtes ehrenamtliches Engagement, damit wir alle gemeinsam die Vorteile, die ein „verkammerter Beruf“ mit sich bringt, weiter genießen können. Nur gemeinsam können die großen Aufgaben der Gegenwart und Zukunft bewältigt werden.

Nicht nur aus dem Anlass des Jubiläums heraus, möchten wir Sie daher bitten, auch weiterhin kräftig „mitzumischen“. Wir werden in diesem Jahr den Blick besonders auf die Möglichkeiten des Engagements richten und die Kammermitglieder als Ausdruck eines starken Berufsstandes sichtbar machen. Bitte nutzen Sie die Gelegenheit, uns mitzuteilen, warum auch Sie „mitmischen“ wollen.

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